PRESSEMITTEILUNG Deutsche Gesellschaft (DG) zur Situation hörgeschädigter Menschen:

Appell an Bundesregierung gegen Benachteiligung taubblinder Menschen – Einsatz von Dolmetschleistungen für gehörlose Flüchtlinge – Forderung von mehr Gebärdenspracheinblendung im Privatfernsehen

Rendsburg, 16.11.2015. Während der 39. Tagung der Deutschen Gesellschaft der Hörgeschädigten - Selbsthilfe und Fachverbände e. V. (DG) vom 13. bis 15. November 2015 in Eisenach befassten sich 22 Mitgliedsverbände der DG mit aktuellen Themen zur Situation von gehörlosen, ertaubten, schwerhörigen und taubblinden Menschen.

Mit großer Betroffenheit nahmen die Verbände zur Kenntnis, dass die vor drei Jahren gegebene Zusage des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung, das Merkzeichen TBL auf Schwerbehindertenausweisen für Taubblindheit einzuführen, immer noch nicht umgesetzt ist. Ulrich Hase, Vorsitzender der DG, sagt hierzu: „Ein solches Merkzeichen ist dringend notwendig, um den Personenkreis taubblinder Menschen zu erfassen und notwendige Maßnahmen zu deren Teilhaben voranzutreiben.“ Die Mitgliedsverbände der DG appellieren deshalb an die Bundesregierung, endlich ihren Versprechungen Maßnahmen gegen gravierende Benachteiligungen von taubblinden Menschen folgen zu lassen.

Zur Situation gehörloser Flüchtlinge berichtete Ege Karar, Bundesreferent für Migration und Flüchtlinge des Deutschen Gehörlosen-Bundes. Die Zahl gehörloser Flüchtlinge habe deutlich zugenommen. Auch die Verbände der Hörbehindertenarbeit sind deshalb in besonderer Weise gefordert, sich für diesen Personenkreis einzusetzen. Verschiedene Projekte zur Vernetzung wichtiger Verbände und Institutionen, zu Informations¬angeboten an gehörlose Flüchtlinge, zu Fortbildungen von ehrenamtlichen gehörlosen Helfern oder zur Schaffung spezieller Beratungsangebote wurden bereits gestartet. Besonders wichtig ist dem DGB-Bundesreferenten die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der DG. Es müsse Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit in Flüchtlings-unterkünften, staatlichen Behörden zur Aufnahme von Flüchtlingen sowie Einrichtungen für Flüchtlinge stattfinden. Es ist ebenso wichtig, dass Taube Dolmetscher für eine verifizierte Verdolmetschung bei wichtigen Gesprächen mit gehörlosen Flüchtlingen eingesetzt werden. Aufgrund der deutlich größeren Isolationsgefährdung gehörloser Flüchtlinge müssten mit dem BAMF schnell spezielle Regelungen für diesen Personenkreis auf den Weg gebracht werden. Die DG appelliert an die Verantwortlichen, zur Beseitigung von Kommunikationsbarrieren bundeseinheitlich kompetente Dolmetschleistungen für gehörlose Flüchtlinge umzusetzen und zu finanzieren.

Die Mitgliederversammlung befasste sich auch mit dem barrierefreien Fernsehen. Bernd Schneider, Referent der DG für barrierefreie Medien, berichtete, dass es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD, ZDF und fast allen Dritten Programmen eine erfreuliche Entwicklung gibt: „Wir haben hier mittlerweile eine Untertitelungsquote zwischen 70 und 90 %.“ Spartensender wie Phoenix oder Arte bleiben jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Selbst die großen Privatsender schließen Menschen mit Hörbehinderungen mit ca. einer untertitelten Sendung pro Tag noch weitgehend vom Programmangebot aus. Große Sorge bereitet die Gebärdenspracheinblendung, deren ohnehin geringer Anteil noch stärker als bisher ins Internet ausgelagert wird.
Die DG fordert deshalb die Intendanten auf, diesem Trend entgegenzuwirken.

Während der Mitgliederversammlung wurde der Vorstand der DG einstimmig wiedergewählt.

Foto: Vorsitzender Prof. Dr. Ulrich Hase (Mitte), stellvertretende Vorsitzende R

Foto: Vorsitzender Prof. Dr. Ulrich Hase (Mitte), stellvertretende Vorsitzende Renate Welter und Andreas Kammerbauer.

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