50 Jahre Deutsche Gesellschaft - Arbeitstagung der DG in Eisenach vom 9. bis 11. November 2012

Zum zehnten Mal trafen sich die Delegierten der Verbände der DG in Eisenach. Im Jahre 2003 hatte dort in dem landschaftlich überaus schön gelegenen Haus Hainstein mit Blick auf Martin Luthers Wartburg die erste Arbeitstagung stattgefunden.

21 von 26 Mitgliedsverbänden waren in Eisenach vertreten. Mit der Aufnahme der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Bildungseinrichtungen für Gehörlose und Schwerhörige ist die Zahl der Verbände auf 27 angewachsen. Dass sich diese Arbeitsgemeinschaft (ehemals Bundesdirektorenkonferenz) zur Rückkehr in die DG entschieden hat, stieß bei allen Delegierten auf große Freude und Zustimmung.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Gunter Erbe, Deutscher Wohlfahrtsverband für Gehör- und Sprachgeschädigte:

Ich kann es kaum fassen! Eine sicherlich unvergessliche Mitgliederversammlung der DG und ein gewichtiges historisches Ereignis! Ein bisher schmerzlich vermisster Mannschaftsteil des DG-Bootes ist wieder an Bord - navigiert und rudert mit in Sachen "Hören und Kommuniktion" für alle Hörgeschädigten.
Mein Geist schnuppert erweiterte DG-Kompetenzen, mein Herz freut sich und jubelt. Was für ein schöner Tag!

Nun sind 25 Bundesverbände sowie zwei auf Landesebene der DG vergleichbare Dachverbände aus Hessen und Nordrhein-Westfalen in der DG vertreten.

Zentrale Themen der Arbeitstagung waren Berichte aus der DG, barrierefreies Fernsehen, Bildung und Beschäftigungs-/Arbeitssituation hörgeschädigter Menschen.

Der Vorstand der DG (Renate Welter, Andreas Kammerbauer und Ulrich Hase) sowie die Referentin Susanne Dürkop informierten über Schwerpunkte der Arbeit der DG des letzten Jahres. Anschließend referierte die Geschäftsführerin der Tess-Relaydienste GmbH Sabine Broweleit über den aktuellen Stand dieser Firma, deren Gesellschafterin die DG ist.
Außerdem stellte Okan Kubus als Projektkoordinator das neue DG-Projekt „Maßnahmen zur Förderung der kommunikativen Kompetenz hörgeschädigter Menschen zur Nutzung von Telefon-Vermittlungsdiensten“ vor.

Bernd Schneider berichtete aus der Arbeit seines DG-Fachreferates Barrierefreies Fernsehen. Die DG hatte in der Diskussion um die Erhebung von Rundfunk- und Fernsehgebühren von hörgeschädigten Menschen (in Höhe von 5,99 €) eine breite bundesweite Debatte angestoßen. Hierzu die grundsätzliche Position der DG:
Auf Nachteilsausgleiche kann nur verzichtet werden, wenn Nachteile tatsächlich abgebaut werden!
Daraus leitet sich die Forderung auf 100 % Untertitel und auch 5 % Gebärdensprache im Fernsehen ab. Gleichzeitig unterstützt die DG die Forderung der Verbände der blinden und sehbehinderten Menschen auf Audiodescription. Durch hörgeschädigte Menschen gezahlte Gebühren sollen ausschließlich zur Umsetzung dieses Zieles verwendet werden.
In der Zwischenzeit sind hierzu von den Fernsehanstalten unterschiedliche Zusagen gemacht worden und Bernd Schneider machte deutlich, dass es tatsächlich bereits zu Verbesserungen gekommen ist.
Allerdings wenden sich auch hörgeschädigte Menschen an die DG, die deren Position kritisieren und sich darüber ärgern, dass sie zu Gebühren herangezogen werden. Die DG wird deshalb eine Internetpräsentation erarbeiten, die Ziele der DG sowie Entwicklungen zur Barrierefreiheit des Fernsehens transparent macht.
Der Vortrag von Yves-Manuel Mean aus der Schweiz zum Thema seiner Masterthesis „Einheitliche Untertitel für Hörgeschädigte im deutschsprachigen Fernsehen – Chance oder Utopie?“ war danach Grundlage eines Austausches zum Thema Qualität der Untertitel. Hierzu hatte sich die DG bereits vor einigen Jahren positioniert.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Renate Welter, stv. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft:

50 Jahre DG bedeutet, dass Hörgeschädigte eine unüberhörbare Stimme in der Sozialpolitik bekommen haben.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Andreas Kammerbauer, stv. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft:

Die DG ist nicht nur ein Dachverband, sondern auf dem Weg, zu einem "Spitzen"(!)-Verband für Menschen mit einer Hörschädigung und Gebärdensprachnutzer zu werden.

Dietmar Schleicher als Vorsitzender der neu aufgenommenen Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Bildungseinrichtungen für Gehörlose und Schwerhörige erklärte sich spontan zu einem Vortrag über aktuelle Entwicklungen zur Inklusion im Bereich der Förderzentren Hören und Kommunikation bereit. Es schloss sich eine intensive Diskussion mit dem Ergebnis an, dass die DG hierzu mit der Arbeitsgemeinschaft der Bildungseinrichtungen eine gemeinsame Positionierung erarbeiten wird.
Ein neues Fachreferat Bildung und Inklusion wird sich unter der Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Bildungseinrichtungen für Gehörlose und Schwerhörige auch mit dieser Positionierung befassen.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Dieter Schaal, Deutsche Hörbehinderten-Selbsthilfe:

DG – das bedeutet Bündelung von Fachkompetenz im Interesse der hörbehinderten Menschen und Zusammenarbeit im Kreis von Experten, die sich intensiv damit beschäftigen, das Leben der hörbehinderten Menschen zu verbessern.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Annerose Wondrak und Martina Cicek, Bundesverband der SozialarbeiterInnen/SozialpädagogInnen für Hörgeschädigte:

Wir brauchen in der DG einen langen Atem!

Prof. Dr. Christa Schlenker-Schulte präsentierte Ergebnisse aus dem GINKO-Projekt, einer Untersuchung der „gesetzliche[n] Wirkungen bei der beruflichen Integration schwerhörger, ertaubter und gehörloser Menschen durch Kommunikation und Organisation“. Ihr Fazit: die gesetzlichen Bestimmungen werden nicht hinreichend umgesetzt! In der weiteren Diskussion wurde der Handlungsbedarf der Hörgeschädigten-Verbände besprochen. Hier stieß der Antrag von Rudi Sailer vom Deutschen Gehörlosen-Bund, dass sich die DG intensiver mit dem Thema Arbeit auseinandersetzen soll, auf breite Zustimmung. Einigkeit bestand daran, ein Fachreferat Arbeit zu gründen, um diesen Auftrag effektiv verfolgen zu können. Darüber hinaus wird sich die DG auf ihrer nächsten Eisenacher Tagung im November 2013 besonders intensiv mit dem Thema Arbeitssituation hörgeschädigter Menschen auseinandersetzen.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Anna Brandes, Bundesverband der Studierenden der Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik:

Die Vergangenheit hat gezeigt: Netzwerkarbeit ist unglaublich wichtig. Denn zusammen können die Verbände etwas bewegen.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Anna Zulauf, Bundesverband der Studierenden der Gehörlosen- und Schwerhörigenpädagogik:

Ich war zum ersten Mal dabei – so ist es für mich persönlich erst der Anfang! Wir müssen so weitermachen!

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Lisa Eidens, Leben auf dem Trapez:

Mir ist wichtig, in der DG Themen, die im Beruf auftauchen, abklären und mit anderen Fach- und Selbsthilfeverbänden abstimmen zu können. Dazu gehört, Freunde zu finden und Freude darin zu entwickeln, Themen auf lange Sicht und auf hohem Niveau zu bearbeiten.

Vor einem Jahr war der Taubblindendienst e. V. in der DG aufgenommen worden. Gemeinsam mit dem Taubblindendienst gilt es nun, Handlungsbedarfe zu erkennen und konkrete Ziele zu formulieren. Auch dies wird Thema der nächsten DG-Tagung sein.

Die Deutsche Gesellschaft besteht in diesem Jahr seit 50 Jahren! Das war Anlass für einen besonders festliches gemeinsames Abendessen im Thüringer Hof in Eisenach (siehe folgendes Photo).

Große Personenversammlung

Als Ehrengäste waren Katharina und Peter Donath, die beide über viele Jahre die DG geleitet hatten, gekommen. Sie wurden von der Versammlung besonders herzlich begrüßt. Es ergab sich Gelegenheit, über die Geschichte der DG zu sprechen, über frühere Vorsitzende und auch über die Entwicklung der Verbandsarbeit. Einig war man sich darin: Wir haben zu wenig über das, was in den 50 Jahren geschah, dokumentiert! Es soll deshalb eine Chronik der DG auf den Weg gebracht werden. Wir freuen uns darüber, dass sich Peter Donath und Gunter Erbe spontan bereit erklärten, diese Aufgabe zu übernehmen.

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Katharina und Peter Donath, Ehrenvorsitzende der Deutschen Gesellschaft:

Es war schön für uns, noch dazu zu gehören und erleben zu dürfen, dass die DG in guten Händen und auf dem richtigen Weg ist!

Stimmen zum 50jährigen Jubiläum der DG

Ulrich Hase, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft:

Wir werden unserer besonderen Herausforderung immer besser gerecht: Uns gegenseitig in unterschiedlichen Interessen stützen und Gemeinsame Interessen herausstellen! Es ist wichtig, dass dies nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in unseren Vereinen in den Ländern und Kommunen erreicht wird.

 

Die Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft wurde gefördert vom
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